Jameson Whiskey. Die Geschichte einer großen Marke
Jameson ist zweifelsohne die Marke Nummer 1 unter den irischen Whiskeys. Er genießt eine unverändert hohe Nachfrage im Laden wie auch in den irish pubs. Hinter der großen Marke steckt eine ruhmreiche Geschichte, die sich über mehrere hundert Jahre erstreckt. Schauen wir sie uns näher an, denn es ist gut Jameson zu trinken, aber es ist noch besser zu wissen, welche komplexen Ursprünge hinter diesem edlen Getränk stehen.
Die Dynastien Haig, Stein und Jameson
Die Geschichte des Whiskey Jameson beginnt, wie unschwer zu erraten, mit dem Namen seines Gründungsvaters John Jameson. Dieser war kein Unbekannter in der Welt des Whiskey – aber alles zu seiner Zeit.
John Jameson wurde 1740 in den Central Lowlands, dem „Kern“ Schottlands, geboren. Um genau zu sein im Städtchen Alloa. Demnach ist der Begründer der berühmtesten irischen Whiskeymarke also Schotte – Gebt schon zu, das ist ziemlich verrückt!
John wurde Jurist und niemand hätte je gedacht, dass er mal Whiskey herstellen würde. Aber dann geschah etwas, was das Leben das Rechtsexperten radikal verändern würde. John heiratete Margaret Haig – und die Haigs sind quasi die wichtigste Familie in der Geschichte des schottischen Whisky.
Nach der Hochzeit zog der frischgebackene Ehemann also nach Dublin, um 1780 die neue Schnapsbrennerei der Steins in der Bow-Street zu mitzubegründen. 1810 kaufte John die Brennerei schließlich komplett von den Cousins seiner Frau auf und startete somit seine eigene Firma – die Jameson & Son.
Die großen Vier aus Dublin
Die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde zum goldenen Zeitalter für den irischen Alkohol insgesamt und für den irischen Whiskey insbesondere. Dieser wurde zur meistexporierten hochprozentigen Spirituose der Welt und übertraf dabei deutlich die Beliebtheit des Whisky aus Schottland.
Die erhöhte Nachfrage schuf in Folge auch ein größeres Angebot, so dass die Whiskeybrennereien in Irland bald wie Pilze aus dem Boden schossen. Alfred Barnard listete in seinem Buch „The Whisky Distilleries of the United Kingdom“ 28 Distillerien in Irland auf, dominiert von den großen Vieren aus Dublin.
Hier folgt eine Auflistung der Marktführer mit einigen Ergänzungen zu den Informationen über die Produktionsmöglichkeiten aus Barnards Buch von 1887:
„George Roe & Co. - Thomas Street Distillery – 2.000.000 Gallonen“
Sie war die größte Anlage und befand sich gegenüber der Fabrik von Guinness. Die Familien Guinness und Roe lagen miteinander im Streit. Heute befindet sich die Marke unter dem Dach der Firma DIAGEO, die eine neue Brennerei anstelle des Elektrizitätswerks der Bierfabrik gebaut hat, nur wenige Meter vom Standort der alten Brennerei.
„John Jameson & Son – Bow Street Distillery – 1.000.000 Gallonen“
Die ursprüngliche Brennerei der Jamesons, aufgekauft vom Vater John und geführt von John Jameson II.
„Sir John Power & Son – John‘s Lane – 900.000 Gallonen
Eine berühmte Brennerei, deren Produkt den Titel wichtigster irischer Whiskey des 20. Jahrhunderts beansprucht. Aus eben diesem Whiskey wurde der erste Irish Coffee cocktail gemixt. Heute befindet sich das National College of Art and Design an der Stelle dieser einst wohlhabenden, jetzt aber geschlossenen Brennerei.
„William Jameson & Co. - Marrowbone Lane Distillery – 900.000 Gallonen“
Eine Brennerei, die von John Stein und zwei Söhnen John Jamesons gegründet wurde, William und James. Das Unternehmen wurde später vollständig von der Familie Jameson übernommen.
Einige Historiker behaupten, die Familie Jameson habe zu einem bestimmten Zeitpunkt insgesamt mehr Whiskey exportiert als irgendjemand anderes auf der Welt.
Der erste Weltkrieg, die Prohibition in den USA, der Unabhängigkeitskrieg und Bürgerkrieg in Irland, der Handelskrieg mit Großbritannien und, schließlich, der zweite Weltkrieg ließen das goldene Zeitalter der irischen Alkoholproduktion zu einem jähen Ende kommen. Die einst blühende Branche lag 1945 in Trümmern. Dem irischen Whiskeymarkt blieb nichts als die Hoffnung auf bessere Zeiten. Viele Brennereien mussten schließen. Für diejenigen Destillerien, die sich noch über Wasser halten konnten, zeichnete sich eine düstere Zukunft ab.
Probleme mit der französischen Aussprache
Die 1945 bereits nicht einfache Situation verschärfte sich noch durch die Konkurrenz mit den schottischen Herstellern, so dass sich die überlebenden drei großen irischen Unternehmen, John Jameson & Son, John Power & Son und Cork Distilleries Company 1966 die Entscheidung fällten, sich in der Kollaboration Irish Distillers Limited zu vereinen.
1972 gesellte sich noch die Firma Bushmills zu ihnen, wodurch die Irish Distillers Ltd. 100% des irischen Whiskeymarktes kontrollierte. Erst 1989 tauchte wieder ein unabhängiger Spieler auf (John Teeling und die Brennerei Cooley) und schon einige Zeit später erfolgte der Verkauf der berühmten irischen Whiskeymarken Tullamore D.E.W. (1994), Bushmills (2005) und Paddy (2016) an die Konkurrenten.
1975 wurde im Städtchen Midleton in der Grafschaft Cork im Süden Irlands, ganz in der Nähe der alten Destillerie, die neue Brennerei Midleton Distillery gebaut, ausgestattet mit der neuesten Technik, was die Irish Distillers Ltd insgesamt 9 Million Pfund kostete.
In diesem Jahr zog die Whiskeyproduktion in Midleton von der alten in die neue Brennerei. 1976 verlegte man die Produktionen von Jameson Whiskey aus Dublin und des Whiskeys Powers von John Power & Son in die neue Midleton Distillery.
In bester irischer Tradition kämpfte die Kollaboration Irish Distillers Ltd. mit aller Kraft um ihren Platz an der Sonne, bis sie 1988 die Entscheidung traf „das Elternhaus zu verlassen“ und sich dem französischen Alkoholhersteller und -vertriebsunternehmen Pernord Ricard anzuschließen. Der auf dem Kontinent beheimatete Spirituosengigant bot ein ausgezeichnetes Marketing und eine weltweite Vertriebskette und flößte den legendären irischen Whiskeymarken buchstäblich neues Leben ein. Besonders Jameson.
Die Sache war nämlich die, dass der Name des bisherigen Vorzeigeproduktes – der Marke Powers – für die neuen Besitzer gänzlich unaussprechlich war. Deshalb traf man bei Pernord Ricard die Entscheidung, die Marke Jameson für den Weltmarkt vorzuziehen, deren Name für die Franzosen um ein Vielfaches leichter richtig auszusprechen war.
Und wisst ihr was, die Wette ging auf! Laut Daten der Website thespiritsbusiness.com war Jameson im Jahr 2019 die am drittmeisten gekaufte Whiskeymarke der Welt, übertroffen nur von den beiden amerikanischen Titanen Jack Daniel‘s und Jim Beam.